Tomáš Pospíšek's Notizblock

Art Basel

Dies war das erste Mal, dass ich an der Art Basel war.

Ich stand vor ein Paar Bildern. Sie bestanden jeweils aus einem leeren Blatt A4 Papier auf dem irgend eine aus einer Zeitung oder aus einem Foto ausgeschnittene Person draufgeklebt war. Offensichtlich waren die Fotos/Zeitungsbilder von einer Demo in Amerika.

Neben mir stand ein Gallerist und eine Kundin. "... Occupy ...", sagte er. "Dieses hier?", sie zeigte auf eines der Bilder. "37 tausend", antwortete er, "aber das ist schon verkauft, dieses und dieses auch". Eines war noch übrig. Die Kundin rümpfte ein bischen die Nase und verschwand.

Es war nicht mein Ziel an der Art Leute auszulauschen, aber insbesondere am Nachmittag waren Verkaufsgespäche und in normalem Umgangston vorgetragene Preisnachfragen courrant normal.

Der untere Stock der Art beinhaltet, so erklärte mir eine Galeristin, "Werke der Klassischen Moderne".

Ich fand es bemerkenswert, dass mich mit grossem Abstand am meisten Bilder von Picasso (auf eben jenem Stock) beeindruckten. Die unglaubliche, kindliche Einfachheit und gleichzeitig der starke Ausdruck, die Effektivität des Einsatzes der Mittel und die Malgeste:


Der Eintritt in den zweiten Stock hat mich schier erschlagen an offenbarer Beliebigkeit -

mir schienen die gezeigten zeitgenössischen Werke eher in die Kategorie "perfekt ausgeführtes Handwerk" zu passen als in "Kunst": sehr wenig ersichtliche Auseinandersetzung mit dem Leben, mit der Gesellschaft, mit der "conditio humana", sehr wenig erkennbare politische Aussagen.

Dafür viel spiegelnde, polierte, goldige, glänzende irgedwas Formen in perfekter Ausführung.

Ein Markt für reiche Künstler und reiche Käufer um sich gegenseitig den in Symbole verpackten Reichtum zu zeigen?

Ich fragte mich, warum wohl offensichtlicher Plebs wie z.B. ich überhaupt Einlass in diesen Bazar der Reichen bekommt? Was haben die Aussteller von Lamern, die nur rumlungern und nichts kaufen werden, da sie es sich nie leisten können sich ein Stück gelb und rot angemalten Kot für ein Jahresgehalt zu kaufen? Ist es das erhebende Gefühl eben diesen sozialen Abstand wieder Mal an der eigenen Haut zu erleben? Es kann auch als eine schöne Geste der Veranstalter gedeutet werden, dass sie die Segregation vermeiden und allen einen interessanten Einblick lassen in diese Lichtjahre entfernte Welt unter uns, die anonsten hinter vergoldeten, schmiedeisernen Einfahrtstoren und Nussbaumholzbürotischen lebt.

Viele zeitgenössische Kunst schein auf einem "Witz" zu beruhen. Transzendierende Welten aus Psychologie, welche eine sichtbare Materialisierung benötigen, um die Hand wechseln zu können.

Auch bemerkenswert ist die Tatsache, dass dasjenige Exponat, das vielleicht um zwei Grössenordnungen mehr Beachtung fand als alle anderen Werke (es standen Dutzende Betrachter davor), eine Fräsmaschine (Bilder anklicken!) war, welche Stück nach Stück selbständig einen Metallbolzen abfräste.

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Draussen vor dem Block ruft ein kleines Kind seine etwas älteren Gspänli mit "Ata" (Alter).

Erfahrungsgemäss nehme ich von Ausstellungen immer wieder Mal wunderbare Ideen (geistige Kopien) mit, die man dann selbst realisieren kann:


(Gruppe von Bäumen von Dubuffet)

Diesmal haben wir mit Katalin eine Giraffe geschaffen:


Tomáš Pospíšek, 2015-06-22

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